Täglicher Kommentar zu zentralen Stellen der Evangelien
Johannesevangelium
Matthäusevangelium
Lukas 11:47-52
47 Weh euch! Ihr baut den Propheten Grabmale, und eure Väter haben sie getötet;
48 also bezeugt und billigt ihr die Taten eurer Väter. - Jene haben sie getötet, und ihr baut ihnen Grabmale.
49 Darum auch hat die Weisheit Gottes gesagt: Ich will Propheten und Boten zu ihnen senden; von diesen werden sie die einen töten, die anderen verfolgen.
50 Damit von diesem Geschlecht eingefordert werde das Blut aller Propheten, das seit Erschaffung der Welt vergossen ward:
51 vom Blut Abels angefangen bis zum Blut des Zacharias, der zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, ich sage euch: Es wird eingefordert werden von diesem Geschlecht!
52 Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht eingetreten und habt die abgehalten, die eintreten wollten."
53 Als er von dort wegging, setzten ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer heftig zu und überhäuften ihn mit vielerlei Fragen.
54 Dabei lauerten sie darauf, eine Äußerung aus seinem Munde aufzufangen und ihn daraufhin anklagen zu können.
Catena Aurea – Hl. Thomas von Aquin. Eine fortlaufende, ganz aus den Stellen der Kirchenväter und Kirchen-Schriftsteller bestehende Auslegung der vier Evangelien.
Es folgt: Wehe euch Gesetzesgelehrten, die ihr den Schlüssel der Wissenschaft genommen hat. Dieses Wort Wehe[1], welches mit unerträglichen Schmerzen ausgepreßt wird, paßt für Solche, welche bald einer strengen Strafe unterworfen werden sollten. — Den Schlüssel der Wissenschaft aber nennen wir das Gesetz selbst[2]; denn es war ein Schatten und ein Vorbild von der Gerechtigkeit Christi. Die Gesetzesgelehrten sollten also durch die Durchforschung des Gesetzes Moses und der Propheten gewissermaßen dem Volk der Juden die Türen der Erkenntnis Christi aufschließen. Dieses aber taten sie nicht, sondern beeinträchtigten im Gegenteil die göttlichen Wunder und riefen gegen seine Lehren: Warum hört ihr ihn? So nahmen, d.h. stahlen sie den Schlüssel der Wissenschaft.
Daher folgt: Ihr selbst seid nicht eingetreten u.s.w. Aber auch der Glaube ist der Schlüssel der Wissenschaft; denn durch den Glauben entsteht die Erkenntnis der Wahrheit nach den Worten des Jesaja (Kap. 7): Wenn ihr nicht glaubt, versteht ihr nicht. Die Gesetzesgelehrten nahmen also den Schlüssel der Wissenschaft, indem sie die Menschen nicht an Christus glauben ließen. — Aber der Schlüssel der Wissenschaft ist auch die Demut Christi[3], die sie weder selbst verstehen wollten, noch auch daß sie Andere verstünden. Auch werden sie noch unter dem Namen Juden zurechtgewiesen[4], und der künftigen Strafe für unterworfen erklärt, die da sich die Lehre der göttlichen Erkenntnis anmaßen, und Andere abhalten, während sie selbst, was sie bekennen, nicht erkennen.
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AUS DEN SCHRIFTEN VON LUISA PICCARRETA
Band 3, 7. Juni 1900
Jesus übergibt Luisa die Schlüssel der Gerechtigkeit und ein Licht, sie zu entschleiern.
Als ich irgendwie in Leiden war, schien es mir, dass diese Leiden eine süße Kette waren, welche meinen guten Jesus bewogen, beinahe ununterbrochen zu kommen, und mir schien, dass diese Leiden Jesus riefen, noch mehr Bitterkeit in mich einzugießen. So stütze Er mich einmal, wenn Er kam, in seinen Armen, um mir Kraft zu geben, und ein anderes Mal goss Er wieder aus. Hin und wieder sagte ich Ihm jedoch: „Herr, nun, da ich in mir einen Teil deiner Leiden fühle, bitte ich Dich, mich zufriedenzustellen, wie ich es Dir gestern gesagt habe, indem du mir wenigstens die Hälfte von dem gibst, was dem Menschen als Nahrung dient.“
Und Er: „Meine Tochter, um dich zufriedenzustellen, übergebe ich dir die Schlüssel der Gerechtigkeit und die Kenntnis, wie absolut notwendig es ist, den Menschen zu bestrafen; und damit wirst du tun, was dir gefällt. Freust du dich nicht darüber?“
Als ich seine Worte vernahm, war ich getröstet und sagte in meinem Inneren: „Wenn es an mir liegt, werde ich überhaupt niemanden züchtigen.“ Doch wie verlor ich meine Illusion, als der gebenedeite Jesus mir einen Schlüssel gab und mich in die Mitte eines Lichtes stellte, so dass ich aus diesem Licht herausblickend, alle Eigenschaften Gottes sehen konnte, auch die Gerechtigkeit! O, wie ist doch alles geordnet in Gott! Wenn die Gerechtigkeit bestraft, ist dies Ordnung; und wenn Sie nicht bestrafte, würde sie nicht in Harmonie mit den anderen Eigenschaften stehen. So sah ich mich als einen elenden Wurm in der Mitte dieses Lichtes, denn wenn ich den Lauf der Gerechtigkeit aufhalten wollte, würde ich diese Ordnung zerstören und gegen die Menschen selbst vorgehen, denn ich verstand, dass die Gerechtigkeit Selbst ihnen gegenüber die reinste Liebe ist.
Ich fand mich ganz verlegen und betreten, und um dies loszuwerden, sagte ich also zu Unserem Herrn: „Durch dieses Licht, mit welchem Du mich umgeben hast, verstehe ich die Dinge anders, und wenn Du es mir überlässt, würde ich es schlechter tun als Du. Deshalb nehme ich diese Kenntnis nicht an und verzichte auf die Schlüssel der Gerechtigkeit. Was ich annehme und will, ist, dass Du mich leiden lässt und die Menschen verschonst; und was das Übrige betrifft, will ich nichts davon wissen.“
Jesus lächelte bei meinen Worten und sprach: „Wie schnell du das loswerden willst, ohne den Grund wissen zu wollen; und indem du Mich noch mehr unter Druck setzt, ziehst du dich mit zwei Worten aus der Schlinge: lasse mich leiden und verschone sie!“