
Johannes 17: 1-11
Das hohepriesterliche Gebet
1 Nach diesen Worten erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: "Vater, gekommen ist die Stunde: Verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche.
2 Du hast ihm Macht verliehen über alle Menschen, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenke.
3 Das ewige Leben besteht aber darin, daß sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus.
4 Ich habe dich auf Erden verherrlicht, ich habe das Werk vollbracht, das zu vollbringen du mir aufgetragen hast.
5 Und jetzt, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
Jesu Gebet für die Apostel
6 Geoffenbart habe ich deinen Namen den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein. Du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.
7 Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt.
8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben. Sie haben sie angenommen und so in Wahrheit erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin. Auch haben sie den Glauben gewonnen, daß du mich gesandt hast.
9 Für sie bitte ich. Nicht für die Welt bitte ich, sondern für sie, die du mir gegeben hast. Sie sind ja dein.
10 Und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein, und ich bin in ihnen verherrlicht.
11 Ich bin nicht mehr in der Welt - sie aber bleiben in der Welt. Ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir.
Catena Aurea – Hl. Thomas von Aquin. Eine fortlaufende, ganz aus den Stellen der Kirchenväter und Kirchen-Schriftsteller bestehende Auslegung der vier Evangelien.
Damit wir das Verdienst des Gehorsames und das Geheimnis der ganzen Erlösung einsähen[1], setzte er hierauf hinzu: Und nun verherrliche mich du Vater, bei dir selbst. — Oben hatte er gesagt[2]: Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche. In diesen Worten hatte er gezeigt, daß früher von dem Vater der Sohn verherrlicht werden soll, auf daß der Sohn den Vater verherrliche. Jetzt aber sagt er: Ich habe dich verherrlicht, und jetzt verherrliche mich gleich als hätte er zuvor den Vater verherrlicht, von dem er nachher verherrlicht werden wollte. Daraus erhellt, daß er oben von einem Künftigen sich beider Worte jetzt aber der vergangenen Zeit von einer künftigen Handlung bediente, gleich als hätte er gesagt: Ich werde dich auf der Erde verherrlichen, indem ich das Werk vollende, das du mir zur Vollbringung gegeben; und jetzt verherrliche mich du Vater. Der Sinn ist durchaus derselbe, außer daß hier die Art und Weise der Verherrlichung angegeben wird, wenn es weiter heißt: Mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Dieses haben einige so zu verstehen geglaubt, gleich als wäre die menschliche Natur, welche von dem Worte angenommen wurde, in das Wort und der Mensch in Gott verwandelt worden; ja gleich als wäre, wenn wir es genauer betrachten, der Mensch in Gott zugrunde gegangen. Denn niemand sagt, daß durch diese Verwandlung des Menschen das Wort Gottes verdoppelt oder vermehrt wurde, sondern wer behauptet, daß der Sohn Gottes nicht vorherbestimmt sei, der verleugnet ihn auch als Gottmenschen. — Da er also sah[3], daß bereits die Zeit seiner Verherrlichung gekommen sei, so bat er, daß jetzt in der Wirklichkeit einträte, was in der Vorher-bestimmung schon vollbracht war, indem er sprach: Und jetzt verherrliche mich usw.; d. h. es ist Zeit, daß ich auch bei deiner Rechten die Herrlichkeit habe, welche ich bei dir in deiner Vorherbestimmung hatte. — Oder er flehte[4], daß sein Zeit-liches die Glorie der zeitlosen Verklärung erhielte, daß die Verweslichkeit des Fleischs durch die Umgestaltung in Gottes Kraft und die Unverweslichkeit des Geistes verschlungen würde.
[1] Hilarius de trinit. 9.
[2] Augustinus de tract. 105.
[3] Idem inferius
[4] Hilarius de trinit. 3.
Täglicher Kommentar zu zentralen Stellen der Evangelien in chronologischer Folge
Studiengruppe Hl. Hannibal di Francia
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Aus den Schriften von Luisa Piccarreta
Band 3, 25. April 1900
Reinheit im Tun ist Licht.
Als ich in meinem gewohnten Zustand war und meinen süßen Jesus nicht fand, musste ich auf der Suche nach Ihm lange umhergehen. Schließlich fand ich Ihn in den Armen der Königin Mutter, wie Er Milch aus ihrer Brust saugte. Doch was ich auch sagte oder tat, Er schien mir keine Aufmerksamkeit zu schenken; oder vielmehr, Er schaute mich nicht einmal an. Wer kann die Pein meines armen Herzens beschreiben, als ich sah, dass Jesus mich nicht beachtete? Als ich meinen Tränen freien Lauf gelassen hatte, hatte Er Mitleid mit mir, kam in meine Arme und goss aus seinem Mund ein wenig von jener Milch, die Er von der Königin Mutter gesaugt hatte. Da blickte ich in seine Brust, und dort hatte Er eine kleine, so strahlende Perle, dass sie die heiligste Menschheit Unseres Herrn mit Licht erfüllte. Ich wollte deren Bedeutung wissen und fragte daher Jesus, was diese Perle war, die so viel Licht verbreitete, während sie so klein schien. Und Jesus:
„Es ist die Reinheit deiner Leiden, welche die Ursache von so viel Licht ist, denn deine Leiden sind zwar klein, doch du leidest allein aus Liebe zu Mir und wärest bereit, mehr zu leiden, wenn Ich es dir gewähren würde. Meine Tochter, Reinheit im Tun ist so groß, dass jemand, der mit der einzigen Absicht handelt, Mir alleine zu gefallen, nichts anderes tut, als in all seinem Tun Licht zu verbreiten. Wer jedoch nicht aufrichtig handelt, so bewirkt selbst das Gute nichts anderes als Finsternis zu verbreiten.“
Dann schaute ich in die Brust Unseres Herrn, und Er hatte einen überaus klaren Spiegel: es schien mir, dass jene, die ihren Weg aufrichtig gingen, vollkommen in diesem Spiegel aufgenommen [absorbiert] waren, während jene, die es nicht taten, außerhalb blieben, ohne irgendeine Prägung des Bildes des gebenedeiten Jesus empfangen zu können. Ach Herr, halte mich ganz in diesem göttlichen Spiegel absorbiert, damit mein Handeln keinen Schatten einer anderen Absicht habe.